Eine KOB-Kollektion von der Marktforschung bis zum Entwurf

"Nicht am Markt vorbei kreieren"
Flexibilität scheint nicht nur Petra Mayers Lebensmotto zu sein: Laufend stellt sie ihre Wendigkeit unter Beweis. Wenn sie etwas anpackt, dann gewiss nicht halbherzig. So erklären sich Entstehung und Ausführung ihrer Arbeit "Entwurf einer KOB-Kollektion unter Berücksichtigung von Marktforschungsergebnissen über Kinder als Zielgruppe." Hinter dem sperrigen Titel steckt ein ganz pragmatischer Ansatz. "Zu Beginn der Beschäftigung mit der Thematik stand der Wunsch, eine KOB-Kollektion zu entwerfen. Dies sollte nicht nur rein intuitiv im kreativen Prozess geschehen. Sondern vielmehr, um nicht am Markt vorbei zu kreieren, konkret in der aktuellen Marktsituation und in speziellen Zielgruppenbedürfnissen verankert werden", schreibt Petra Mayer in der Einleitung zu ihrer Arbeit. Die Verknüpfung der kreativen mit der marketingorientierten Seite gab den Anlass zur Verleihung eines Förderpreises. Die Marktforschung war das härtere Stück Arbeit, weil es so gut wie keine gesicherten Erkenntnisse zur Zielgruppe Kind gibt. Doch im Laufe verschiedener Praktika bei Zeitschriften-Redaktionen hat Petra Mayer gründliches Recherchieren gelernt. Neben den Marktforschungsergebnissen hat auch ihre Treffsicherheit im Styling überzeugt. Weil sie im Laufe ihrer Vorrecherchen herausgefunden hat, dass sich Kinder immer mehr nach modischen Trends und angesagten Marken richten, war klar, dass ihre Kollektion trendgerichtet sein müsse. Gleichzeitig aber auch kindgerecht, "weil Kinder aktiv sind und Kindermode ihrem Leben angemessen sein muss." Zur Kindermode kam Petra Mayer während ihres Studiums an der Fachhochschule Niederrhein in Mönchengladbach aus purer Neugier. Ein Semesterkurs im Entwerfen von Kindermode hat ihr dann so viel Spaß gemacht, dass sie für ihre Diplomarbeit gleich beim Thema geblieben ist. "Ich wollte auf gar keinen Fall eine literarische Arbeit mit historischem Ansatz abliefern. Mich interessiert viel mehr: Wo gehen Entwicklungen hin? In welche Bereiche kann man vorstoßen?" Diese Einstellung treibt sie auch heute noch an. Seit Anfang Dezember ist Petra Mayer bei der DOB-Firma Amity in Dortmund als Designerin in ihrem ersten Job nach dem Studium "super eingespannt". Warum nicht bei einer KOB-Firma? "Hätte ich sehr gerne gemacht, hat sich leider nicht ergeben. Aber man muss offen sein." Augenblicklich füllt ihre Aufgabe Petra Mayer voll aus: "Das ist eben doch etwas völlig anderes. Das Studium gibt einem das Handwerkszeug an die Hand, aber jetzt heißt es erst einmal Erfahrungen sammeln." Dabei soll auch der Förderpreis helfen: "Da muss ich nochmal schauen. Ich werde wohl zuerst einen Sprachkurs belegen, um mein Englisch zu perfektionieren. Denn eventuell möchte ich irgendwann ins Ausland gehen." Organisieren und planen - das macht ihr Spaß. Produktmanagement und Marketing könnte sie deshalb neben dem Entwerfen auch noch reizen. Petra Mayer ist da eben ganz flexibel.
Elke Sieper
TextilWirtschaft 17 vom 27.04.2000