Lern-CD-Rom zum Produktmanagement im Textilbereich

Das multimediale Quintett
Wie lässt sich das Interesse junger Auszubildender für die verschiedenen Produktbereiche ihres Arbeitgebers auf multimediale Art wecken? Diese Kernfrage stellten sich im Sommer 1998 fünf angehende Fachinformatiker der Quelle AG in Fürth während ihrer kaufmännischen Ausbildung zum Fachinformatiker. Entschlossen entwickelten sie daraufhin in monatelanger Feinarbeit eine Lernsoftware, mit deren Hilfe heute neue wie altgediente Quelle-Mitarbeiter gleichermaßen per Mausclick in das Produktmanagement des Konzerns hineinschnuppern können. Für die Entwicklung und Umsetzung dieser multimedialen CD-Rom erhalten Markus Bäuml (19), Thilo Petry (20), Peer Muschallik (20), Stefanie Frank (23) und Gabriele Grabow (24) den mit 10000 DM dotierten Förderpreis 2000 der Wilhelm-Lorch-Stiftung. Die interaktive CD-Rom gehört zwischenzeitlich zu den Standardinstrumenten des Konzerns. Die Nachfrage nach der "silbernen Scheibe" ist so groß, dass mittlerweile rund 50 Führungskräfte mit dem "Gesellenstück" der IT-Spezialisten arbeiten. Weitere 100 CD-Roms stehen den Azubis des Konzerns zur Verfügung. Die Idee der Entwicklung einer Lern-CD-Rom über einen der wichtigsten Kernbereiche der Quelle AG, nämlich das Produktmanagement Textil, war, dass sowohl jeder neue Mitarbeiter als auch jeder neue Azubi im ersten Vierteljahr seiner Ausbildung die CD-Rom mit dem Titel "CBT-Projektmanagement" unabhängig von Zeit und Ort individuell einsetzen kann. Sie informiert darüber, wann welche Prozesse wie im Produktmanagement zusammenspielen und welche Stellen dabei mit welchen Mitarbeitern zusammenarbeiten. Zur Erstellung der Daten führten alle Preisträger im Vorfeld intensive Gespräche mit den verschiedenen Ebenen des Produktmanagements. Das Programm baut sich auf drei Kapitel auf, die auch dem ungeübten User auf verständliche Art und Weise die Orientierung innerhalb des Programms ermöglichen. Im ersten Kapitel beschäftigt sich der Nutzer mit der Entstehungsgeschichte des Produktmanagements. Das zweite gibt Aufschluss darüber, wer - vom Vorstand bis zum Team - mit welchen Aufgaben des Produktmanagements betreut ist. Im dritten Kapitel kann sich der Anwender dann über die einzelnen Teilprozesse informieren, angefangen beim Verkaufskonzept bis hin zum Versand des Kataloges. Damit die gebündelten Informationen nicht allzu trocken rüberkommen, haben sich die jungen Fachinformatiker besondere Schmankerl für die Sinne, für Augen und Ohren, einfallen lassen. Neben täuschend echt simulierten Umblättergeräuschen, die beim Anklicken jeder Seite neu ertönen, sorgen auch Soundeinspielungen wie Donnergrollen (z.B. beim Stichwort Konflikte) für die lautliche Untermalung und den passenden Soundeffekt. Hinzu kommen kleine skizzierte Figuren, die den Text optisch auflockern sowie Videoanimationen. In der Beurteilung der Wilhelm-Lorch-Jury heißt es dazu: "Die technischen Möglichkeiten einer CD-Rom wurden von den Bewerbern im Rahmen ihrer Möglichkeiten ausgeschöpft. Im Gegensatz zum 'konventionellen' Medium Buch wurde versucht, eine neue Ansprache der eher jüngeren Auszubildenden und Trainees zu finden. Ein gelungenes Experiment." Thilo Petry, Peer Muschallik, Markus Bäuml, Stefanie Frank und Gabriele Grabow, die zwischenzeitlich alle ihre Abschlussprüfung zum Fachinformatiker mit Erfolg ablegen konnten, werden auch weiterhin im Bereich Informationstechnologie tätig sein. Nämlich beim Quelle-Schwesterunternehmen Itellium GmbH, das aus dem ehemaligen Quelle-Ressort Datenverarbeitung IKS ausgegliedert wurde. Das Preisgeld von jeweils 2000 DM wollen alle Fünf in ihre Aus- und Fortbildung investieren. Während Markus Bäuml mit einer berufsbegleitenden Fortbildung an der Multimedia Akademie in Nürnberg liebäugelt, wollen Thilo Petry und Peer Muschallik das Preisgeld für Seminare im Bereich Datenbanken und Multimedia verwenden. Mit einem technischen Trading-Up wird der private PC von Stefanie Frank von der Auszeichnung profitieren. Gabriele Grabow plant, mit den zur Verfügung gestellten 2000 DM den Start ihres Multimedia- oder Wirtschaftsinformatikstudiums zu finanzieren, um sich vielleicht sogar eines Tages mit einer eigenen Firma für Problemlösungen in der Branche selbständig zu machen.
Alexandra von Richthofen
TextilWirtschaft 17 vom 27.04.2000