Strategisches Management mit Hilfe der Balanced Scorecard

Vom Reagieren zum Agieren
Was ein Unternehmen erfolgreich macht, kann man zu erklären versuchen, bis ins Letzte ergründen wird man es nie. Wäre ja auch zu schön, denn das würde Erfolge planbar machen. Sie würden zum Normalfall. Dass das nicht funktioniert, sagt einem schon der gesunde Menschenverstand. Und dieser unberechenbare Menschenverstand ist im Grunde auch schuld daran, dass nicht alles bis ins Detail planbar ist. So beschäftigt sich die Betriebswirtschaftslehre mit der Analyse der Abläufe und Auswirkungen menschlicher Entscheidungen in Unternehmen. Immer auch in der Hoffnung, Instrumente entwickeln und Methoden verfeinern zu können, die diese Unternehmen in der Praxis nutzbringend einsetzen können. Ein solches Instrument ist das Konzept der Balanced Scorecard (BSC), ein Managementsystem, das in den 90er Jahren entwickelt wurde, und das quantitative Messgrößen, also klassische finanzwirtschaftliche Kennzahlen mit qualitativen Perspektiven (Ergebnissen aus Kundenumfragen und Mitarbeiterbefragungen) verknüpft. Das alles klingt furchtbar abstrakt, gibt André Salfeld zu. Im Kern gehe es dabei darum, Unternehmen ein Instrument an die Hand zu geben, das ihnen hilft, ihre Ziele besser zu erreichen, erklärt er. "Die Einsatzmöglichkeiten der Balanced Scorecard für die Steuerung von mittelständischen Modehäusern" lautet das Thema seiner wissenschaftlichen Arbeit an der Forschungsstelle für Allgemeine und Textile Marktwirtschaft (FATM) der Universität Münster. Betreut von seinem Doktorvater Prof. Dr. Dieter Ahlert forscht der 33-Jährige sozusagen am lebenden Objekt: Gemeinsam mit der Bielefelder Unternehmensberatung hachmeister & partner leitet Salfeld derzeit ein BSC-Projekt in einem Unternehmen unserer Branche. Wo, das soll in Absprache mit dem Mandanten noch nicht veröffentlicht werden. Diese Forschungsarbeit wird von der Wilhelm-Lorch-Stiftungmit 18000 DM gefördert. André Salfeld studierte Betriebswirtschaft in Bochum und Münster. 1994 schloss er mit Prädikat ab. Seither arbeitet der gebürtige Duisburger an der FATM an seiner Dissertation. Sein Spezialgebiet sind Managementinformationssysteme im Einzelhandel. Schon während des Studiums betrieb der Unternehmersohn (sein Vater Hans-Jürgen Salfeld ist Inhaber der Wäsche/DOB-Handelsagentur MS Europa in Winterberg) ein eigenes Handelsunternehmen (Computer). Von 1994 bis 1996 war er beim Nürnberger Bund Projektleiter für die Einführung von Führungs-Informationssystemen bei den Partnerfirmen. 1997 machte er sich mit einem eigenen Beratungsunternehmen selbständig, das im vergangenen Jahr mit der Bremer Unternehmensberatung Tammena + Partner fusionierte. Dort ist Salfeld heute als Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung für den Bereich Business Intelligence verantwortlich. Die Balanced Scorecard ist für Salfeld nicht zuletzt ein Instrument für die Organisationsentwicklung und der Motor eines lernenden Unternehmens: "Nur wer sein Handeln ständig überprüft und aus den Ergebnissen lernt, kann aus dem ständigen Reagieren zum Agieren kommen und so langfristig die Existenz des Unternehmens sichern."
Jürgen Müller
TextilWirtschaft 17 vom 27.04.2000