Digitaler Stoffdruck

"Experimentierfreudige Kreativität"
Lust am Umgang mit textilen Materialien und ein vielseitiges tech- nisches Können zeichnet die Arbeiten von Ilona Amann aus, die Textilgestaltung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (SAdBK) studiert. Die unterschiedlichen Arbeiten, die sie bis zu ihrem Vordiplom im letzten Sommer realisierte und mit denen sie sich um ein Wilhelm-Lorch-Stipendium beworben hat, unterstreichen ihre Experimentierfreude, die auch über das Textile hinausgeht. Die Reife und kreative Vielseitigkeit ihrer Arbeiten hat Ilona Amann jetzt sogar einen der Förderpreise der Wilhelm-Lorch-Stiftung eingebracht. Einer der Gründe für ihre beeindruckende künstlerische und handwerk- liche Ausdruckskraft liegt wohl in ihrem Werdegang. Nach dem Motto "erst was Solides" hat Ilona Amann nach dem Abitur 1993 eine Lehre als Raumausstatterin gemacht und ihre Gesellenprüfung mit "Sehr gut" abgeschlossen. Sie hat dann auch noch als Gesellin gearbeitet bis sie 1997 mit dem Studium Textilgestaltung in Stuttgart anfing. So fällt bei ihren Arbeiten ein klares konzeptionelles Denken gepaart mit professioneller praktischer Umsetzung besonders auf. Sie ist neugierig und schaut gern über den textilen Tellerrand hinaus. Darum hat sie auch schon erfolgreich an Wettbewerben und interdisziplinären Projekten während ihres Studiums teilgenommen. Originell ist ihr Kupferdrahtgestrick für den Heizkörper in neuem Gewand, das sie für den Wettbewerb Wärme in Form der Firma Jacco entwickelte und das ihr eine Anerkennung einbrachte. An der Gesamtausstellung der Studierenden der SAdBK beteiligte sie sich mit digitalen Stoffdrucken. Besonders gut gelungen ist darunter die Stoffbahn Murmel in ihrer digitalen Verfremdung. Aber Ilona Amann hat sich auch schon Gedanken über praktische Problemlösungen gemacht, wie "Welche Socke gehört zu welcher?" und dafür die Socken mit Knopf und Knopfloch realisiert. Ihr Sinn für textile Schönheit kommt beim Stoffthema Leichtigkeit in den drei Schals Daune, Feder und Organza voll zur Geltung. Und schließlich überzeugt ihre zweiteilige Vordiplom- Arbeit von ihrer kreativen Vielseitigkeit: Im ersten Teil wurde die Verbindung von Architektur mit textile Entwürfen geschaffen durch einen Bodenbelag und Sitzkissenbezug. Im zweiten Teil ging es um Bekleidung, und dafür hat sie die Kombination Weste und Einstecktuch umgesetzt. Dafür bekam Ilona Amann die Note Sehr gut, so dass Professor Karl Höing von ihr ein glänzendes Diplom als Master of Design erwartet. Das Preisgeld von 10.000 DM wird Ilona Amann u.a. für ihren Praktikumsaufenthalt bei Donghia Furniture/Textiles in New York im März/April 2002 verwenden.
Claudia Winkelmann
TextilWirtschaft 17 vom 26.04.2001