Fiktive textile Raumgestaltung eines Nokia-Geschäftsgebäudes

"Textildesign wurde neu definiert"
Komplexe Raumgestaltung ist für Dana Widawski eine Gesamtkonzeption von Architektur und Textildesign. Für ihre Diplomarbeit "Die fiktive textile Raumgestaltung eines Geschäftsgebäudes der Firma Nokia" hat sie völlig neue Wege beschritten. Neu ist dabei zum einen der ganzheitliche Ansatz des Projekts Land, Mensch, Landschaft, Klima, Architektur und Raum zu einer Einheit zusammenzufügen. Neu ist andererseits die Umsetzung, ja Verfremdung ihres textilen Entwurfs mit Hilfe digitaler Techniken. Und nicht zuletzt die Nutzung des Inkjet-Druckverfahrens für Stoffe. "Mich fasziniert die Technik", sagt Dana Widawski, weil sie für textiles Design bisher noch keinen Einsatz gefunden hat, sondern nur in der Reklame oder Kunst. Die Gesamtkonzeption, die Verbindung von Mensch, Natur und Technik, ist für Dana Widawski kein Widerspruch. Gerade die neuen Techniken ermöglichen meinen Ansatz, die spezielle Umgebung mit einzubeziehen. Sie will nicht Textilien irgendwo reinsetzen, sondern mit dem Gebäude in Kommunikation treten, mit ihrer eigenen Interpretation vom Land. Sie will dabei vor allen Dingen auch weg von der traditionellen Mustermacherei. Sie will Textildesign neu definieren, digital immer verfremden, so dass sich auch die menschliche Wahrnehmung immer wieder verändert. So hat sie auch im Falle des Teppichbodens und der textilen Wandverkleidungen des Nokia-Gebäudes das von ihr entworfene Bild so stark überpixelt, dass das eigentliche Design nur durch große Entfernung des Betrachters zum Vorschein kommt. "Ich will kein bloßes Abbild schaffen. Der Mensch soll immer wieder eine neue Faszination haben", das ist die Intention von Dana Widawski. Vor Beginn ihrer gestalterischen Arbeit reiste Dana Widawski nach Finnland, traf sich dort mit namhaften Textildesignerinnen und besuchte eine Textildruckerei. Diese Gespräche und Eindrücke flossen in ihre Gestaltung mit ein. Die Firma Nokia in Helsinki wiederum steht für sie für Modernität und Kommunikation. "Aufgrund dieser Tatsache konzentrierte ich mich auf digitale textile Techniken". Doch bei allem experimentellen Ansatz hatte Dana Widawski immer auch den Anspruch einer realistisch umsetzbaren Konzeption. Die Präsentation ihrer Arbeit hat bei dem Architekturbüro Pekka Helin, das für die Bauten von Nokia zuständig war, jedenfalls große Begeisterung hervorgerufen. Jetzt ist Dana Widawski dabei, das von ihr genutzte Inkjet-Druckverfahren weiter zu perfektionieren. Sie hat schon wieder neue Ansätze gefunden. Besonders fasziniert ist sie dabei von den unerschöpflichen Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Druckgründe. Von festen Planen bis zu feinsten, hochtransparenten Stoffen kann man alles einsetzen. Ihre Experimente erstrecken sich auch auf die Moquette-Weberei für Teppichböden gemeinsam mit den Thüringer Teppichwerken. Und sie arbeitet an akkustischen Wandverkleidungen, textilen Leuchtkörpern. Demnächst will sie mit ihren Werken auch an die Öffentlichkeit. Man wird sicher noch viel hören von Dana Widawski.
Ilona Schulz
TextilWirtschaft 17 vom 26.04.2001