Anforderungen an ein Kundeninformationssystem

"Der Wert des Kunden"
In die Welt der Mode ist Meike Wittkötter eher zufällig eingetaucht. Nach dem Abitur entschied sich die in Lübbecke geborene Ostwestfälin für eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Was lag da näher, als es bei der Firma Hucke zu versuchen, die quasi vor der Haustür der heute 28-Jährigen ihren Stammsitz hat? Nach der bestandenen Kaufmannsgehilfenprüfung erwachte schnell die Lust auf einen Einstieg in die tieferen Sphären der Betriebswirtschaftslehre. Zum Sommersemester 1995 schrieb sich Meike Wittkötter deshalb an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster ein. Dass sie mit ihrer Diplomarbeit Anforderungen zielgruppenorientierter Marktbearbeitungs- strategien im textilen Einzelhandel an ein Kundeninformationssystem im Rahmen des Customer Value Management sechs Jahre später zu den Förderpreisträgern der Wilhelm-Lorch-Stiftung gehören würde, hätte sie damals gewiss nicht gedacht. Für die Forschungsstelle für Allgemeine und Textile Marktwirtschaft (FATM), an der sie ihre Diplomarbeit ablieferte, hat sie sich zwar ganz bewusst entschieden. Aber sowohl der fast zungenbrecherische Dreizeiler als auch das Thema an sich wurden ihr "aufgedrückt". Zum Glück erwies sich die Arbeit schnell als superspannend, ganz und gar nicht praxisfern und letztlich auch ein bisschen textil. Wie man den Wert einer Kundenbeziehung definiert und wie man ihn mit Hilfe von Kundeninformationssystemen messen kann, ist schließlich ein Thema, das für die meisten Unternehmen heute aktueller denn je ist. Der jetzt unmittelbar bevorstehende Fall des Rabattgesetzes hat dem Ganzen noch einmal einen deutlichen Push gegeben. Meike Wittkötter zeigt in ihrer Arbeit, wie man ein solches Kundinformationssystem speziell im Textileinzelhandel aufbauen sollte. Um das Ganze mit der nötigen Prise Praxis anzureichern, führte sie Interviews mit dem Kundenkarten-Pionier Breuninger, Stuttgart, sowie dem DOB-Filialisten Liberty aus Lübbecke, der sich ebenfalls seit Jahren intensiv mit dem Thema Kundenbindung beschäftigt. Ihre Diplomarbeit hat sich für die 28-Jährige gleich in mehrfacher Hinsicht bezahlt gemacht. Sie hat ihr nicht nur die Note Sehr gut und jetzt die Auszeichnung mit dem Förderpreis eingebracht, sondern auch ihren neuen Job. Seit dem 1. März ist sie bei Karstadt in Essen angestellt als Kundenbindungs-Managerin. Dass es sie jetzt aus der Industrie in den Handel verschlagen hat, bedauert die Ostwestfälin nicht. Im Gegenteil: Im Handel bin ich noch näher am Kunden, und das war mir am allerwichtigsten, sagt sie. Einziges Manko des raschen Berufseinstiegs nach dem Studium: Für ihr Hobby Reisen wird sie nun erst einmal keine Zeit mehr haben. Das Preisgeld der Wilhelm-Lorch-Stiftung hat sie dennoch schon fest verplant. Bei einem Sprachaufenthalt zur Verbesserung ihrer Englischkenntnisse will sie das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Seit einem Kanada-Aufenthalt vor mehreren Jahren träumt sie von einer USA-Reise. Und mit 10.000 DM sollte das auch trotz des anhaltenden Dollar-Höhenfluges finanzierbar sein.