«Inflammandum»
Schon als Kind habe ich immer gezeichnet, fast schon bevor ich laufen konnte», beschreibt Lilian Sommer ihre ausgeprägte Neigung zum Kreativen. So ist es auch kein Wunder, dass sie schließlich Modedesign studiert hat. Und dass sie hervorragend zeichnet, belegen die anspruchsvollen Skizzen ihrer Abschlussarbeit, die sie an der Akademie JAK Modedesign in Hamburg absolvierte. «Inflammandum» - so lautet der Titel ihrer Kollektion, für die sie jetzt mit einem Förderpreis der Wilhelm Lorch Stiftung ausgezeichnet wird.
Flammen, Feuer und Glut - das sind die Inspirationen, um die sich bei Lilian Sommers Kreationen alles dreht. Rot, Magenta, Orange und Gelb, die Farben des Feuers, beherrschen das Bild ihrer Diplomarbeit. Aber auch die Linienführung, die Silhouetten, Drapés, Cuts, Layering- und Wickeleffekte erinnern an züngelnde Flammen, die den Körper umschmeicheln - ob bei fließenden Kleidern, knackigen Lederhosen oder knappen Corsagen. «Der magische Reiz des Feuers, der uns niemals kalt lässt», fasziniert die Hamburgerin besonders. Das sind der Schrecken und die Verführung. Genauso ambivalent wie das Feuer seien auch die Frauen. Oder wie es im Zitat von Marcel Aimée heißt, das die 24-Jährige ihrer Arbeit voranstellt: «Eine Frau ist die gefährliche Mischung zwischen Brandstifter und Feuerwehrmann.»
Feuer und Mode sind jedoch nicht die einzigen Dinge, die die frischgebackene Diplom-Modedesignerin faszinieren. Ihr Herz schlägt auch für alte Autos. Das Käfer-Cabrio, für das sie schon seit ihrem 14.Lebensjahr jeden Pfennig gespart hat, ist eine weitere große Leidenschaft. Dennoch möchte sie in Zukunft lieber Mode statt Autos entwerfen und zwar «am liebsten in einer Firma, in der ich noch viel lernen kann», so Lilian Sommer. Denn eine eigene Kollektion hält sie erst in einigen Jahren für realistisch.
Silke Emig
TextilWirtschaft Nr. 17 vom 25. April 2002