"Innovative, vertikale Geschäftsmodelle als Zukunftspotenzial für die Textilwirtschaft"

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Alle sprechen von den Vertikalen. Markus Janz spricht nicht nur davon. Er will sich in seinem Projekt den Vertikalen und den dahinter stehenden Strukturen widmen. Dabei geht es ihm aber nicht nur um die reine Analyse. Er sucht nach Ansatzpunkten, die sich auf traditionell strukturierte Unternehmen übertragen lassen: "Wichtig ist mir dabei, dass nicht nur große Firmen im Mittelpunkt stehen. Besonders für Mittelständler sollen erfolgversprechende Modelle entwickelt werden", erläutert der studierte Betriebswirt.
Die Textilbranche reizt Markus Janz schon seit längerem. Bisher hat er sich aber fast ausschließlich auf den Lebensmittelhandel konzentriert. Sein Studium hat er 1998 an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken abgeschlossen. Dort war er bis vor kurzem als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Handel und Internationales Marketing tätig. Zahlreiche Projekte, die er mitbetreut hat, beschäftigen sich mit Prozessen innerhalb der Konsumgüterindustrie. Dazu gehören unter anderem Studien zur Marken- und Beschaffungsstrategie für den Lebensmittelhandelskonzern Coop. "Vier Jahre habe ich mich intensiv mit der Lebensmittelbranche befasst - jetzt ist Zeit für etwas Neues." Von den bisher gesammelten Erfahrungen kann er gut profitieren: "Grundsätzlich bestehen die gleichen Probleme, zum Beispiel im Supply Chain Management." Trotzdem sind es gerade die besonderen Anforderungen der Modeindustrie, die ihn herausfordern: Schnell und umfassend wechselnde Sortimente und extreme Nachfrageschwankungen.
Die gesamte Branche vertikalisieren, das will Markus Janz nicht. Auch die gesamte vertikale Kette auf ein Unternehmen zu übertragen sei nicht sein Anliegen. Aber in einzelnen Punkten bestehe bei klassisch organisierten Unternehmen Nachholbedarf. Janz denkt dabei an Kooperationen des Handels mit starken Industriepartnern im Rahmen der Flächenbewirtschaftung oder Sortimentsanalyse. Genauso wichtig sei es für den Einzelhandel auch, sich auf seine Stärken zu besinnen: "Die Kunden wollen nicht in jeder Innenstadt immer nur die gleichen Filialen der großen Kaufhäuser und Ketten sehen, sondern auch in der kleinen Boutique einkaufen gehen. Individuelle, innovative Konzepte sind mehr gefragt denn je", meint der 31-Jährige.
Die Förderung der Wilhelm-Lorch-Stiftung in Höhe von 14000 Euro soll ihm helfen, sein Projekt zu verwirklichen. Im Sommer nächsten Jahres soll die Studie spätestens fertiggestellt sein. Unterstützt wird er durch die Unternehmensberatung Hachmeister+Partner, die das Projekt initiiert hat, und vom Lehrstuhl der Universität Trier. Drei Schritte beinhaltet die Arbeit. Im ersten Schritt geht es um die Erstellung einer grundlegenden Wertkette in der Textilwirtschaft. Im nächsten Schritt soll eine Unternehmensbefragung zu den Potenzialen vertikaler Partnerschaften durchgeführt werden. Schließlich kommen Detail-Fallstudien der branchenbesten Unternehmen hinzu. Aus dieser Detailanalyse sollen dann Ansatzpunkte für Mittelständler abgeleitet werden. Janz hofft, etwa zwanzig Firmen aus Industrie und Handel zu gewinnen, die mit ihm im Rahmen des Projektes zusammenarbeiten. Diese Firmen erhalten dann exklusiven Einblick in die Ergebnisse der Studie. Viel Arbeit, die ihm in den kommenden Monaten bevorsteht. Trotzdem freut er sich auf diese Aufgabe, die für ihn auch ein beruflicher Einstieg in eine neue Branche sein soll.
-sk