Geschichtsgeschichten aus Westfalen
Blaudruck auf Trachten, Zwiebelmuster auf Porzellan, Fachwerk und Küchenkaro. Maren Schenke hat sich intensiv mit der Vergangenheit ihrer Heimat Westfalen beschäftigt und auf ihrer Reise historische Fundstücke gemacht. Die ihr seit der Kindheit vertrauten Muster, Formen und Farben sind Ausgangspunkt für ihre Abschlussarbeit "Geschichtsgeschichten" im Studiengang Textil- und Bekleidungstechnik, Schwerpunkt Bekleidungsgestaltung, an der FH Niederrhein. "Bei meiner Recherche bin ich auf traditionelle Handwerkstechniken und Bekleidungsformen gestoßen, die für das Münsterland typisch sind", erzählt die 24-jährige. Vor allem Fotografien und Geschichten aus dem Westfälischen Bauernleben inspirierten sie zu ihrer Kollektion. Die "altbackenen" Muster des vielangewandten Blaudrucks auf den damaligen Trachten verzerrt und vergrößert sie zu eigenständigen Motiven. So ziert beispielsweise ein riesiger Hirsch die Brust eines Modells. Und auf blütenweißen Kniestrümpfen sind naive Bauernweisheiten zu lesen. Die Geometrie von Fachwerk und karierten Küchentischdecken bringt sie auf Streifen in verschiedenen Richtungsverläufen. Die Nostalgik des Vergangenen setzt sie in Kontrast zur modernen Ästhetik der Gegenwart. Liebliches und Verspieltes wird gebrochen mit Verrostetem und Zerstörtem. Maren Schenke sieht es als Weg nach vorn, die Menschen sollen angeregt werden zum Nachdenken über Vergangenheit und Zukunft. "Den alten Vorlagen wird ein fremder Kontext gegeben, der zu einer neuen Definition der historischen Fundstücke und somit zu einer veränderten Aussage führt", schreibt sie in ihrer Diplomarbeit. So finden sich in den Schnitten historische Elemente wieder wie geschlitzte Pumphosen, stoffüberzogene Knöpfe, Reifröcke und Pellerinen. "Ich wollte keine tragbare, zweckmäßige Kollektion entwerfen", sagt sie, "sondern eine textile Geschichte erzählen." Freies, künstlerisches Gestalten lernte sie am London College of Fashion, wo sie im Rahmen ihres Studiums zwei Auslandssemsester verbrachte. Hier erwarb sie als Abschluss den Master of Arts. Inzwischen studiert Maren Schenke für ein weiteres Jahr Modedesign in der Vivienne Westwood-Class an der Hochschule der Künste in Berlin. Von der britischen Modedesignerin kann sie in Sachen Kultur und Kostümgeschichte noch vieles lernen. Mit dem Preisgeld wird sie einen Aufenthalt in Paris finanzieren. "Vielleicht kann ich dort ein Praktikum absolvieren, vielleicht finde ich auch schon einen Job."
-se-