Der Weg zum Kunden ist noch weit

Category Management in der Textilwirtschaft - Status quo und Potenziale
Einigen TW-Lesern dürften der Name und das Gesicht von Stefanie Voth schon bekannt vorkommen: In der vergangenen Ausgabe hat die TextilWirtschaft in ihrem Special über Vertriebsallianzen auch einen Artikel der Stiftungspreisträgerin Stefanie Voth über das relativ neue Thema Category Management veröffentlicht (TW 17, Seite 60). Zum Abschluss ihres Aufbaustudiums in Global Textile Marketing an der Fachhochschule in Reutlingen und der Philadelphia University hat die 28-jährige - in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung KMC - in nur vier Monaten eine Masterarbeit über "Category Management in der Textilwirtschaft" verfasst, die in ihrer Gründlichkeit kaum zu überbieten ist. Und eine echte Pionierleistung darstellt, weil sie nicht nur den aktuellen Stand in der Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Händlern analysiert, sondern auch ganz konkret zeigt, wie sie durch Category Management verbessert werden kann. Von herkömmlichen Flächenpartnerschaften , die es seit Jahren in der Bekleidungsbranche gibt, unterscheidet sich Category Management dadurch, dass der Kunde Ausgangspunkt aller Prozesse ist. "Charakteristisch ist ein markenübergreifendes Denken in Sortimenten, das sich nicht an Marken, sondern am Verbraucher orientiert, sagt Stefanie Voth. Das Ziel: Kundenzufriedenheit und Kundenbindung. Sie untersucht Praxisbeispiele aus den USA, z.B. Wal-Mart, und beleuchtet die ersten Ansätze in Deutschland bzw. in den Unternehmen Triumph, Adidas und Katag. Nach der Analyse des Ist-Zustands und Interviews mit sage und schreibe mehr als 40 Fachleuten aus der Branche kommt Stefanie Voth allerdings zum Schluss, dass die Bekleidungsbranche von professionellem Category Management "noch weit entfernt" ist. Noch immer fehle es an Vertrauen und Verständnis für die Bedürfnisse des Partners. Noch immer sei die Kommunikation zwischen den Stufen unzureichend. Noch immer gebe es Bedenken bei der Preisgabe von Abverkaufszahlen und beim Datenaustausch per EDI. Noch immer seien Unternehmen nicht bereit oder in der Lage, Daten per EDI auszutauschen. Dass Stefanie Voth, die nun den Titel "Master of Science" trägt, ihre Arbeit so gut gelungen ist, dürfte auch daran liegen, dass sie schon vor ihrem internationalen Studium viel Erfahrung in der Modebranche gesammelt hat. Nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau bzw. zur Betriebswirtin VWA bei der Heidemann GmbH in Bocholt, machte sie einige Praktika im In- und Ausland und übernahm mit 23 Jahren die Position einer Export Managerin bei Apriori, Münster. "Ich hatte immer eine große Leidenschaft fürs Ausland", sagt Stefanie Voth. Deshalb hat sie nach ihrem Abschluss wieder eine Aufgabe im Export eines Industrieunternehmens angetreten. Seit 15. März ist sie als Vertriebsassistentin im Export für Luisa Cerano in Nürtingen tätig. Wenn sie in ihrer neuen Aufgabe ebenso gründlich vorgeht, wie in ihrer Master-Arbeit, dann kann das Unternehmen wohl mit vielen neuen Kundenkontakten rechnen.
-bm-