Sartre wird Mode

Luminita Banuta lässt sich von dem Philosophen inspirieren
Die Menge der Bücher, die weltweit über Jean-Paul Sartre erschienen sind, ist unüberschaubar. Dazu kommen Fernseh-Dokumentationen, Kinofilme, Ausstellungen. Der große Philosoph zieht noch immer die Menschen in seinen Bann. Auch Luminita Banuta. Die 29-jährige Modedesignerin nähert sich ihrem Idol allerdings auf ganz andere, ungewöhnliche Weise. Sie hat eine Kollektion entworfen, die von Sartre, seinem Leben, seiner Philosophie und seiner Wirkung inspiriert ist. Eine aufregende Biografie wird zu Mode: Sartre und der Existenzialismus, Sartre und die Frauen, Sartre und der Kommunismus - das sind die drei Themenbereiche, auf denen die in Rumänien geborene Designerin ihre Kollektion "Les Temps Modernes" aufbaut. Diese drei Linien lassen sich frei mit der Basic-Kollektion verbinden. "Es lag für mich nahe, das Schöne, die Mode, mit dem Geistigen, der Philosophie, zu verbinden", so die Designerin über ihre Motivation für diese ungewöhnliche Arbeit, die an der Fachhochschule Trier entstanden ist.
Sartres Definition des menschlichen Daseins, den Begriff des Existentialismus, übersetzt sie in eine eigene modische Sprache. Freie Drapierungen spielen hier eine Rolle, genauso wie spontane Nahtführungen und der Verzicht auf ärmelkonstruktionen. Die Modelle sollen "ihren eigenen Fluss" haben: Auf Saumabschlüsse wird verzichtet und alle Kanten sind mit einer Zierborte eingefasst.
Das leidenschaftliche Verhältnis Sartres zu den Frauen inspirierte Luminita Banuta zum zweiten Teil ihrer Kollektion. Hier spielen wäschige Modelle aus Spitze und Leder die Hauptrolle. Die Designerin spielt mit Dessous-Elementen und findet ganz neue Arten der Umsetzung.
Das Thema Sartre und der Kommunismus setzt die Designerin als Jacken und Shirts mit Uniformcharakter um. Knopfleisten und viereckige Ausschnitte sorgen dabei für eine strenge Linie.
Den großen Meister des Geistes und der Sprache in Schnitte, Formen und Materialien zu übersetzen, war Luminita Banutas Ziel. Ein anderes Ziel, das mit dem Preisgeld in greifbare Nähe gerückt ist, ist das Erlernen der englischen Sprache. Ein wichtiger Schritt für Luminita Banuta, um ihren Weg weiter gehen zu können. Ein Praktikum im Ausland machen zu können, mit diesem Wunsch bewarb sie sich um eine Förderung durch die Wilhelm-Lorch-Stiftung. Ihre fachlichen Qualifikationen überzeugten das Kuratorium, sie dabei zu unterstützen.
-Martina Himmer-