Geregelte Prozesse
Dietmar Merten schafft Voraussetzungen für den Einsatz von Web Services
Ingenieur wollte er schon als kleiner Junge werden. Und in Mathe war er auch "nie ganz schlecht", sagt Dietmar Merten über sich selbst. Studiert hat der 28-Jährige Technische Kybernetik an der Universität Stuttgart. Hinter der futuristisch klingenden Bezeichnung verbirgt sich eine Wissenschaft, die sich mit Kommunikations- und Regelungssystemen befasst. "Der Begriff Kybernetik hat natürlich zu Beginn eine gewisse Faszination ausgeübt", sagt Dietmar Merten.
Im Hauptstudium hat er sich dann für die Richtung Wirtschaftskybernetik entschieden. Mit seiner Diplomarbeit zum Thema "Entwicklung einer Methodik für die Transformation traditioneller Geschäftsprozesse in servicebasierte Prozesse" überzeugte er das Kuratorium. "Die Ausgangsidee dieser Arbeit war die Entwicklung neuer Organisationsformen", erklärt Merten. Stichwort: Web Services. Diese modularen, lose gekoppelten Dienste, die einfach in bestehende Geschäftsprozesse einzubetten sein sollen, feiern derzeit erste Erfolge. Es handelt sich dabei um automatisiert aufrufbare Dienste im Netz, die relativ unkompliziert zusammengeschaltet werden können. Sie stellen sozusagen die Hülle dar, mit Hilfe derer die eigentliche Dienstleistung genutzt werden kann.
Voraussetzung für den Einsatz dieser Dienste ist jedoch die Identifizierung von Services im Rahmen bestehender Geschäftsprozesse. Zur Umwandlung dieser traditionellen Prozesse in servicebasierte Prozesse hat Dietmar Merten in seiner Diplomarbeit eine Methodik erarbeitet. Den Praxistest hat seine Arbeit bereits bestanden, denn sie entstand in Kooperation mit dem Metzinger Modekonzern Hugo Boss. Geschrieben hat er die Arbeit am Institut für Textil- und Verfahrenstechnik, Denkendorf, bei Prof. Dr. Thomas Fischer. "Als ich ans Institut kam, wurde dort gerade an einer Diplomarbeit zur Schnittlagenbildplanung bei Hugo Boss gearbeitet. Diese sollte als Web Service eingebunden werden", erzählt Dietmar Merten. Das habe gut geklappt. Daher hat man sich überlegt, auch andere Dienste als Web Service einzubinden. Nicht nur das Legen des Schnittplans kann nun in vielen Fällen automatisiert mit Hilfe eines Dienstes der Firma Assyst erfolgen, auch die übermittlung der Daten ans Rechenzentrum erfolgt per Web Service und damit sehr viel effizienter.
An das Institut für Textil- und Verfahrenstechnik kam Dietmar Merten über ein fünfmonatiges Praktikum in Frankreich. Dort hat er an der Koordination der "Textile Working Group" eines EU-Projektes gearbeitet. Sich selbst beschreibt er als äußerst praxisbezogen. Auch bei der Diplomarbeit habe er sich dem Thema von der Praxisseite aus genähert. Auf dieser Grundlage habe er sich dann die nötige Theorie erarbeitet.
Das Thema Prozesskoordination und -integration entwickelt er derzeit im Rahmen seiner Promotion weiter. Er hofft, diese in drei Jahren abschließen zu können. An der Uni sieht er sich danach nicht unbedingt. "Und wenn, dann nur mit hohem Praxisbezug."
-Mara Perkons-