Die Verbindung von Kreation und Organisation

Christina Steidler entwickelt eine Kollektion für die Marke Boss Woman
Kreativität und Verkäuflichkeit. Innovation und Organisation. Begriffe, die sich häufig nicht vertragen. Dass das nicht zwangsläufig so sein muss, beweist Christina Steidler mit ihrer Diplomarbeit, die in Zusammenarbeit mit dem Metzinger Modekonzern Hugo Boss entstanden ist. Steidler hat dort ein halbjähriges Praktikum gemacht. Die Aufgabenstellung: die Entwicklung einer Sommerkollektion für Boss Woman. So lautete der praktische Teil. Analyse und Optimierung des Kollektionsrahmensplans für Boss Woman - das war Thema der schriftlichen Ausarbeitung.
Alles in allem ein Meisterstück der jungen Designerin, die an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin studierte. Eine akribische Auseinandersetzung mit dem Markt, der Geschichte und Markenwelt von Hugo Boss, der Zielgruppe von Boss Woman bis hin zur Erstellung einer kompletten Kollektion. Eine Arbeit, die von Boss selbst für so herausragend beurteilt wurde, dass ihre Macherin dafür eine Prämie erhalten hat. Das Herausragende und Außergewöhnliche daran ist, dass Christina Steidler eine Arbeit erstellt hat, die der kreativen und analytischen Seite in gleichem Maße gerecht wird.
Die Verbindung von Kreation und Organisation übt für die 27-jährige Modesignerin den größten Reiz aus. Ihr Credo: "Das ist doch das Wichtigste überhaupt, dass die Frauen die Mode auch tragen." Auch wenn sich Christina Steidler in der Kollektionserstellung schon die Freiheit genommen, etwas kreativer vorzugehen als im "normalen Leben" - die Herangehensweise an die Arbeit spricht für Steidlers Realitätssinn. "Ich war schon geprägt von dem Praktikum bei Boss Woman", gibt die gebürtige Schwäbin zu.
Vielleicht hat sie ihren Realitätssinn auch ihrer Mutter zu verdanken, die als Substitutin und Einkäuferin für ein großes Modehaus gearbeitet hat. Deren Modeaffinität hat sie auf jeden Fall übernommen.
Gleich wie - die modische Aussage von Boss Woman stimmt mit ihrem persönlichen Geschmack überein. Christina Steidler mag es gerne pur. Kollektionen wie Jil Sander oder Calvin Klein schätzt sie ebenso. Kein Wunder, dass ein Aufenthalt in New York ein Traum von ihr ist. Nach Mailand, London und Rochester wäre Manhattan eine weitere Station, die sie gerne einmal in ihrem Lebenslauf hätte.
ähnlich wie in ihrer derzeitigen Heimat Berlin würde sie dort Ausstellungen besuchen - ihre zweite Leidenschaft neben der Mode. "Ich bin ein richtiger Kunst- und Kulturjunkie", sagt sie selbst über sich. Hier faszinieren sie vor allem kleine Ausstellungen, abseits des Mainstreams. "In Berlin kann man so viel entdecken abseits der Nationalgalerie", da spricht die Begeisterung. Darum will sie ihre Wohnung auch auf alle Fälle behalten, wenn sie ab Mai ihre neue Stelle in Rottendorf antritt - als Designerin für Comma.
-Sabine Spieler-