"Stoff statt Stein"

Imke Klattenhoff lässt sich von "Ecken und Kanten" moderner Architektur inspirieren
Eine Leidenschaft für moderne Architektur hatte Imke Klattenhoff eigentlich schon immer. "Aber eher im Vorübergehen", wie sie sagt. Auf Reisen oder bei Spaziergängen durch ihre Stadt Berlin fiel ihr Blick oft zufällig auf neue Konstrukionen aus Stahl, Glas und Beton. Sie beflügelten die Fantasie der Modedesign-Studentin. So sehr, dass sie begann genauer hinzusehen. So kam Imke Klattenhoff auf die Idee für ihre Diplomarbeit "Ecken und Kanten".
Die 31-Jährige hat für ihren Abschluss im Fach Bekleidungsgestaltung an der FHTW Berlin eine Kollektion entwickelt, die von zeitgenössischer Architektur inspiriert ist. Besonders wichtig war ihr dabei eine klare Linienführung, frei von optischer Überladung und eher funktionsorientiert. Kleidung mit Kanten, Ecken und Falten sollte entstehen, die nicht zuallererst den Körper mit seinen Rundungen nachformen will. Dass dabei keine langweiligen Uniformen herausgekommen sind, dafür sorgte ihre Liebe zu Details wie besonderen Kragenformen und individuellen Schnitten mit versetzten Nähten, versteckten Reißverschlüssen oder Knopfleisten. Neun komplette Outfits mit insgesamt 23 Teilen sind so entstanden: vom Mantel über die Bluse bis hin zur Kniebundhose oder zur abendtauglichen Korsage.
Der Weg von der Idee hin zur fertigen Kollektion ist besonders ungewöhnlich. Imke Klattenhoff sammelte zuerst Fotografien und Zeichnungen von internationalen Architektur-Highlights wie der Hafenmole von Yokohama oder dem Centre of Contemporary Art in Ohio und ging selbst auf Entdeckungsreise mit der Kamera. Diesen "Findungsprozess" hat sie in einem Skizzenbuch festgehalten. Dann begann sie, die architektonischen Strukturen der Vorlagen auf Papier zu übertragen. Dafür legte sie hauchzarte Blättchen in Falten, ließ dreidimensionale Hohlräume und geometrische Liniennetze entstehen. Diese Modelle bildeten die Grundlage für die weitere Arbeit an der Schneiderpuppe. Dort wurden Stoffe getestet, in Falten gelegt, gesteckt, angeordnet. "Während bei vielen meiner Mitstudenten Skizzen am Anfang der Kollektion standen, war es bei mir die Schneiderpuppe. Ich konnte von Anfang an experimentieren, welche Materialien für welche Schnittformen geeignet sind. So blieben mir böse Überraschungen erspart."
-Martina Himmer-