"Auf den Spuren des Wassers"

Anne Schwarz steht auf intelligente Textilien
Wenn jemand ein Faible für Mode hat, sich für Sprachen interessiert und gerne reist, dann stehen ihm in der Textil- und Bekleidungsbranche viele Wege offen. Ganz klassisch könnte man den Weg in den Einkauf oder ins Sourcing einschlagen. Und wenn es etwas technischer sein soll, dann könnte man sich ein Beispiel an Anne Schwarz nehmen. Die 25-Jährige hat innerhalb von fünf Jahren zwei Universitätsabschlüsse gemacht und an Hochschulen in sechs verschiedenen Ländern studiert. Für ihre in Englisch verfasste Masterarbeit "Analysis of wetting behaviour of an inclined fibre", die sie an der Kaunas University of Technology in Litauen geschrieben hat, wurde sie von der Wilhelm-Lorch-Stiftung ausgezeichnet. Im Kern geht es bei Anne Schwarz' Arbeit um das Benetzungsverhalten von Fasern. "Das spielt unter anderem beim Spinnen, bei Veredlungsprozessen und bei der Herstellung von Faserverbundwerkstoffstrukturen eine große Rolle", erklärt sie. So sei es beispielsweise wichtig, dass bei der Bekleidung für Wassersportarten die Flüssigkeit sofort abperlt, wenn sie mit der Textiloberfläche in Berührung kommt. "In meiner Arbeit habe ich das Benetzbarkeitsverhalten einer synthetischen Mikrofaser durch verschiedene Flüssigkeiten untersucht", sagt Anne Schwarz.
Und wie kam sie auf die Idee, ihre Masterarbeit gerade in Litauen zu schreiben? "Das war ganz einfach. Ich wollte unbedingt was mit funktionellen Textilien machen, und ich wollte gerne an eine Uni im Osten. In Litauen konnte ich beides verbinden." Begonnen hat Anne Schwarz ihr Studium an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach mit dem Studiengang "Textile and Garnment Management", den sie 2003 abgeschlossen hat. Von September bis Dezember des gleichen Jahres war sie auf einer finnischen Uni, danach fünf Monate in Frankreich auf der Ecole Nationale Supérieure des Arts et Industries Textiles, dann für ein Vierteljahr auf dem Politecnico im italienischen Turin und zum Abschluss eben in Litauen.
Zeit zum Verschnaufen hat sich Anne Schwarz nach ihrem Masterabschluss nicht gelassen. Seit November vergangenen Jahres schreibt sie in Belgien an der Universität von Gent an ihrer Disseration. Thema ist wieder einmal mehr der Feuchtigkeitstransport. Diesmal geht es allerdings um intelligente Wundheilstrukturen. "Ich baue dabei natürlich auf den Untersuchungen und Erkenntnissen meiner Masterarbeit auf." Wenn sie nicht gerade über ihrer Doktorarbeit sitzt, betreut sie in Gent als wissenschaftliche Mitarbeiterin verschiedene europäische Projekte, darunter eine Datenbank für intelligente Textilien. "Das ist quasi eine Informationsplattform, auf der sich die Unternehmen über die verschiedenen Verfahren informieren können." Mit ihrem Preisgeld will Anne Schwarz Reisen zu Konferenzen und einen Teil der Literatur für ihre Dissertation finanzieren. Und später? "Ich würde gerne in der Forschung in einem internationalen Team arbeiten."
In ihrer derzeit etwas knapp bemessenen Freizeit will Anne Schwarz jetzt noch ein neues Projekt angehen: Segeln lernen. Das trifft sich gut, dann dabei kann sie dann auch gleich das Benetzungsverhalten von Fasern in der Wassersportbekleidung testen.
-Ulrike Wollenschlaeger-