"Die Collage inspiriert"

Bianka Göbel macht mit Collagen-Techniken eine Kollektion
Die Collage als immer wiederkehrendes Thema in der Mode hat Bianka Göbel (26) als Stilmittel und Anregung für ihre Designer-Diplomarbeit an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin (FHTW) genutzt. Dieses Thema hat sie sich sowohl im theoretischen als auch im praktischen Teil so kreativ und innovativ erarbeitet, dass sie nicht nur ihre Diplomprüfung mit Auszeichnung bestanden hat, sondern auch zu den Preisträgern der Wilhelm-Lorch-Stiftung 2007 im Bereich Kreation zählt.
Die Arbeit überzeugt, weil sie Mode- und Textil- Design urban und modern verbindet. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Bianka Göbel darüber nachdenkt, ein Aufbau-Studium in Richtung Grafik oder Textil-Design zu machen, um noch mehr über Druck und Dessinierungen zu lernen. Dazu passt auch, dass sie nach einem Jahr als Trainee bei Strenesse dort jetzt als Assistentin in der Jersey-Abteilung die Entwicklung von Stickerei- und Druck-Motiven verantwortet. "Ich finde es schade, dass während des Studiums so wenig in Kunst und freie Malerei investiert wird. Für mich gehört das zu einer umfassenden Ausbildung dazu", betont Bianka Göbel. So hat sie in ihren Semesterferien immer wieder an Kursen für Malerei, Grafik und Aktzeichnen teilgenommen.
Mode, die Geschichten erzählt.
Dieses große Interesse an Kunst und Kultur, wie diese die Mode beeinflussen, merkt man der Arbeit an. Das fängt beim theoretischen Teil an, wo sie in einer enormen Fleißarbeit die Collage als Kunstform im 20. Jahrhundert interessant und informativ aufgearbeitet hat und dann praktisch in ihrer Arbeit umsetzt. Dabei hat sie auch untersucht, in welchen Varianten Collagen in der Mode zu finden sind. Dazu gehören Patchworks, Quilts und Applikationen sowie collagierte Mood Boards. "Auf der Suche nach einer Mode, die Geschichten erzählen und zum Träger von Erinnerungen werden will, habe ich mich von Collage-Techniken inspirieren lassen", erklärt Bianka Göbel ihr Kollektions-Konzept. Im Mittelpunkt stehen Collagen- Kontraste. So sind Schwarz und Weiß die Hauptfarben, die auch in Siebdrucken positiv/ negativ umgesetzt werden. Typisch sind grafische Ideen, die zu grotesken Zeichnungen mit unikatem Charakter verschmelzen. Ein Spiel, das schon die Surrealisten betrieben: Cadavre exquis (der erlesene Leichnam) – spontane Mal-, Zeichen- oder Schreibvorgänge ohne gezielte Assoziationen. Charakteristisch für die Arbeit sind starke Materialkontraste: glatte Baumwolle zu angerauter Schurwolle, voluminöse Wollgarne mit geschliffenen Glasperlen, dünner Batist zu dicker, schwerer Schurwolle, transparentes Organza zu dichtem Baumwollgewebe, matte Wolle zu glänzender Seide, schmiegsames Jersey zu steifem Seiden-Organza. Diese Materialkontraste kommen durch Mehrlagigkeit besonders zur Geltung: mehrere, auch plissierte Unterröcke übereinander oder Blazer und Mäntel mit Doppelkragen. So ist eine echte Designer- Kollektion für moderne, individualistische Frauen entstanden, mit originellen Ideen vom Stoff bis zum Modell.
-Claudia Winkelmann-