"Eine Hommage an die Wohnkultur"
Maja Daphne Holzborn lässt sich von historischen Räumen zu einer Couture-Kollektion inspirieren
Ich interessiere mich für Design, für Wohnkultur. Ich bin fasziniert von alten Gebäuden, ihrer Symbolik, ihren Ornamenten, von der Geschichte, die in den Gebäuden präsent ist“, gerät Maja Daphne Holzborn ins Schwärmen. „Meine Arbeit sollte eine Hommage sein an die besonders schöne Wohnkultur.“ Die gelernte Modistin mit anschließendem Studiengang Modedesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg hat eine außergewöhnliche Arbeit geschaffen: Eine couturige Kollektion mit sehr ungewöhnlichem Ansatz, nämlich mit Inspirationen und Stilelementen aus der Architektur unterschiedlicher Epochen. Der Titel ihrer Arbeit lautet deshalb auch „Rooms“.
Architektur trifft Malerei.
"Die Idee, das Konzept, habe ich die ganze Zeit im Kopf gehabt", erinnert sich Holzborn. "Doch angefangen habe ich mit den Kleidern." Sie sammelte Stoffe, Materialien und arbeitete Oberflächen nach. Auch dabei orientierte sie sich an der Historie. "Das Leinenoutfit wäre früher sehr wertvoll gewesen, ähnlich wertvoll wie echtes Silber. Heute ist es in der Wertigkeit gesunken." Dann ging es an die Schnitterstellung und ans Nähen. Hier kamen Inspirationen aus der Malerei hinzu. "Die Idee zu dem Segelkleid kam mir beim Besuch einer Caspar David Friedrich-Ausstellung." Jedes Outfit wurde einer kunsthistorischen Epoche, einem architektonischen Stil zugeordnet. Das letzte Teil der Arbeit war der Ledermantel. "Das ist die Moderne", erläutert sie. "Deshalb sehe ich das Schlussbild auch nicht als das Ende, sondern als Aufbruch."
Von der Zeichnung über die Schnitterstellung bis zum Nähen des komplizierten Leder-Outfits hat Maja Daphne Holzborn alles selbst gemacht. Dabei kam ihr die Ausbildung als Modistin, ihr handwerkliches Geschick sehr zugute. Gleichzeitig hat sie gesammelt. Kunsthistorische Bücher, Zeichnungen, ging immer wieder in Museen. "Mein Fußboden war übersät mit Büchern", lacht sie. Neben der Couture-Kollektion ist ein ganz außergewöhnliches Buch mit aufwändigen Zeichnungen, Fotos und ausführlichen Erläuterungen herausgekommen. Dazu gründlich recherchierte und aufbereitete Beschreibungen der einzelnen Epochen. Gibt es in der Kollektion ein Lieblingsstück? Etwas, das ihr besonders gelungen, ans Herz gewachsen ist? "Eigentlich mag ich alles. Jedes Outfit enthält so viele Feinheiten, die man immer wieder neu entdecken kann."
Die Lust am Entdecken, am Experimentieren hat Maja Daphne Holzborn immer wieder dazu angeregt, an Wettbewerben teilzunehmen, sich mit anderen zu messen. Zwei Leder-Outfits wurden so in der Vogue Italia Pelle unter ausgewählten Kreationen abgebildet. "Es war super", resümiert sie. "Auch wenn man dann nicht unter den Siegern ist. Allein die Nominierung hat mir unglaublich viel Selbstbewusstsein gegeben." Und nun die Wilhelm-Lorch-Stiftung. Das Geld will sie in ein Auslandspraktikum investieren. Derzeit arbeitet sie in Antwerpen im Design- Studio von A. F. Vandevorst, um einen Einblick in die interne Organisation und die kreativen Prozesse eines Modelabels zu erhalten. "Mein absolutes Traumziel wäre ein Praktikum bei Tsumori Chisato oder Designer Undercover in Tokio. Man wird in Japan unglaublich gut ausgebildet. Aber es muss auch extrem hart sein." Aber auch in nicht ganz so weiter Ferne gibt es für sie so manche begehrten Designer. "Wunderkind von Joop. Raf Simons. Balenciaga. Dries van Noten. Alexander McQueen. Hussein Chalayan. Comme des Garçons", zählt sie auf. "Es gibt so viele Gute!"
-Ilona Schulz-