"Ein grüner roter Faden"

Was 850 Kunden zum Thema Eco-Fashion sagen - Mona Maria Dreikauss analysiert das Konsumentenverhalten und zieht hochinteressante Schlüsse
Drei Monate Shanghai. Für Mona Maria Dreikauss war das eine sehr prägende Zeit. "Am liebsten wäre ich dort geblieben", sagt sie. Bei ihrem Praktikum bei dem chinesischen Textil- und Bekleidungsunternehmen Pegasus durfte sie die Mitarbeiter auf ihren Geschäftsterminen begleiten und war bei der Suche nach neuen Produktionsfabriken dabei. "Ich habe viel gesehen und viel erlebt, vor allen Dingen was soziale Aspekte angeht", so Dreikauss. "Evaluation of the labour conditions in a Chinese Company" - das war dann auch das Thema ihrer Bachelorarbeit, die sie ihm Rahmen ihres Studiums Textile and Clothing Management an der Hochschule Niederrhein geschrieben hat.
Die Zeit in Shanghai war der Einstieg in eine Thematik, die sich seitdem wie ein roter Faden durch ihr Leben zieht: Nachhaltigkeit. Nachdem sie ihr Bachelorstudium erfolgreich abgeschlossen hatte, hängte sie zwei weitere Jahre für einen Abschluss als Master in Textile and Clothing Management mit dem Schwerpunkt Trade and Management an. Für ihre Studienarbeit wählte sie das Thema "Wie kann man ökologische Bekleidung besser vermarkten?", schon damals mit dem Wissen, dass dieser Themenkomplex in der Bekleidungsindustrie und im Modehandel immer mehr an Bedeutung gewinnt. Wie dann ihre Masterarbeit anstand, war für Dreikauss klar, dass sie sich erneut mit Öko-Mode befassen wollte. Dieses Mal jedoch von der anderen Seite: aus Sicht der Kunden.
Sie entwickelte einen Fragebogen und führte 850 Interviews mit Verbrauchern, um Schlüsse über das Konsumentenverhalten ziehen zu können. "Consumer demands and consumer barriers for eco-oriented clothing products - theoretical explanation and empirical analysis" lautet der Titel ihrer Arbeit. Der Aufwand war immens, die Ergebnisse hochinteressant. Sie zeigen, dass die Nachfrage und Bereitschaft zum Kauf von ökologischer Bekleidung durchaus vorhanden ist, erstaunlicherweise vor allem in den sehr niedrigen und sehr hohen Preissegmenten. Aber: Eco-Fashion hat kein gutes Image, Kunden fühlen sich schlecht informiert und nicht ausreichend beraten. Dreikauss' Fazit: Industrie und Handel müssen an den signifikanten Informationsdefiziten und dem tendenziell schwachen Image ihrer Marken arbeiten. Nur so können Potenziale besser genutzt werden.
Für die Jury der Wilhelm-Lorch-Stiftung war die Arbeit so bemerkenswert, dass Dreikauss mit dem Förderpreis geehrt wurde. 4000 Euro sollen sie in ihrem beruflichen Fortkommen unterstützen. Das Geld möchte Dreikauss nutzen, um sich weiterzubilden. Sie möchte ein Führungskräfte- und ein Produktmanagement-Seminar belegen sowie einen Intensiv-Sprachkurs in Italienisch. Nach dem Studium einen Job zu finden, ist ihr nicht schwer gefallen. Seit Mitte Januar ist Dreikauss Substitutin im Einkauf für den Bereich Minis & Kids Mädchen bei Otto in Hamburg. Dreikauss: "Mit Otto habe ich einen Arbeitgeber gefunden, der fair, sozial und ökologisch arbeitet. Das passt gut zu mir."
-Jana Kern-