"Ein Krimi mit Happy End"

Denise Kempa und Cornelia Sominka ließen sich von Hitchcock-Filmen zu einer urbanen Kollektion mit sensationellen Prints inspirieren
Zuerst das Happy End: Im Juni werden Denise Kempa und Cornelia Sominka gemeinsam nach New York fliegen. Eine Woche lang. Sie finanzieren die Reise mit dem Preisgeld der Wilhelm-Lorch-Stiftung. "Einer meiner größten Träume geht damit in Erfüllung", sagt Denise Kempa, die noch nie in New York war. (Seufz.) Den Preis der Stiftung erhalten sie für ihre gemeinsame Diplomarbeit, die sie an der Hochschule Niederrhein im Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik eingereicht haben.
Für den New York-Trip werden beide sicherlich auch etwas Elegantes einpacken. Denn von den drei Stilrichtungen in ihrer Kollektion "Suspense bei Alfred Hitchcock" mögen sie den Ideenreichtum in der klassisch-eleganten Gruppe "Bei Anruf Mord" am liebsten. Da geht es formell zu, schick, schlank in der Form, dezent in Farben und Mustern. Das schätzt Denise Kempa, die heute gar nicht in der Modebranche arbeitet, sondern als Colour-/Material-Designerin bei dem Autohersteller Ford. Auch Cornelia Sominka mag es "eher schlicht, nicht vordergründig, gerne mit kniffeligen Details, die man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt" - was gut passt, wenn man Juniordesignerin bei der urbanen Linie Women Collection von Esprit ist. (Cut, mehr dazu später.)
Spannung, also "Suspense", Nervenkitzel, Psycho-Effekte, auch Romanzen, so wie der Regisseur Alfred Hitchcock sie in seinen Filmen aufgebaut hat, das war das Thema ihrer Diplomarbeit. Kempa und Sominka haben drei Trendkollektionen erarbeitet, die inspiriert sind von den Kino-Klassikern "Das Fenster zum Hof", "Vertigo" und "Bei Anruf Mord". Wenige Diplomanden wagen sich an eine Gemeinschaftsarbeit, die meisten wollen sich lieber alleine profilieren. "Das war das Spannendste", sagen beide, unabhängig voneinander befragt. Sominka, die Modedesignerin: "Sich einzulassen. Kompromisse einzugehen. Sich mit dem Fachgebiet der anderen zu beschäftigen." Kempa, die Textildesignerin: "Zu erleben, wie schnell man auf tausend Ideen kommt, wenn man zu zweit ist!" (Dramatik.)
Das Wagnis ging auf. Gemeinsam haben sie Allover-Prints entwickelt, haben städtische, moderne Outfits für Frauen und Männer kreiert, die mal unterkühlt erotisch, mal leicht verdreht avantgardistisch daherkommen. Vor allem aber präsentieren sie ihre Arbeit mit den dramaturgischen Stilmitteln des Films. Mit Szenenwechseln, Dialogen, Cuts und Regieanweisungen - entsprechend unterhaltsam ist allein schon der theoretische Teil zu lesen. (Applaus.)
Und danach? Nie erfahren die Zuschauer, wie es nach dem Happy End weiter geht. Sominka ist glücklich bei Esprit: "Es wird immer anspruchsvoller, was ich tue - und das gefällt mir." Kempa mag die Autos: "Die Vielfalt der Anforderungen, die langen Entwicklungszyklen faszinieren mich." Und kein Comeback zurück in die Mode? "Sag niemals nie!" (Sie lacht.)
-Gudrun Allstädt-