"Die Schönheit der Schachtel"

Hoai Huong Vo Ngoc will Design mit Anspruch, aber bezahlbar, machen
Alles fing mit einer Schokoladen-Schachtel an. Genauer: Mit der eckigen Box, die mittels einer Rosette geschlossen wird. „Dass etwas so gut aussieht und doch funktioniert.“ Also hat sie ihre Diplomkollektion unter den Titel „Inpakken“ gestellt. Das ist belgisch und bedeutet „Einpacken“. So, wie man ein Produkt verpackt, will die gebürtige Vietnamesin den Menschen in ihren Kreationen inszenieren. „An erster Stelle steht für mich die Ästhetisierung der Verpackung. Man soll den Hauch einer Ahnung haben, wo die Inspiration herkommt, darf es aber keinesfalls unmittelbar erkennen.“ Rosetten-Elemente, Fältelungen, Plissees sind also vor allem ästhetische Merkmale in der Kollektion. Doch manchmal haben sie tatsächlich funktionelle Bedeutung: Bei einem Lederrock ist die Konstruktion so ausgetüftelt, dass man die Seitenteile einfach in einanderschiebt und den Rock dadurch sicher verschließt.
„Fließende Linien, organische Formen würde ich als meine Handschrift bezeichnen.“ In der Tat ist eine Handschrift erkennbar. Und ein großes Talent, das sich mit Hilfe des Stipendiums weiter entwickeln kann. Dabei ist die 26-Jährige, die dieses Frühjahr noch den Theorie-Teil ihrer Diplomprüfung an der Kunsthochschule Berlin Weißensee absolviert, keineswegs eine abgehobene Design-Studentin. Längst verkauft sie eigene Entwürfe in einem Berliner Laden und orientiert sich dabei stark an den Wünschen ihrer Kunden: „Das Produkt darf nicht zu kompliziert sein, muss tragbar und bezahlbar sein.“ Das Preisgeld möchte sie in für ihr Meisterschülerstudium investieren. Sie konzentriert sich auf ihre Mappe, damit sie sich umso besser bewerben kann. Die Designerin, die auch noch wunderschöne Skizzen macht. Am liebsten schlicht mit Bleistift. Und ohne Schokolade nebendran.