"Von Weinblättern und Granatäpfeln"
Vivien Fischer hat historische Blaudruckmuster zeitgenössisch interpretiert
Alles kann die Idee sein zu einem neuen Design. Kreative müssen daher immer mit offenen Augen durch die Welt gehen, müssen öfter als andere links und rechts schauen, müssen sensibel bleiben für Inspirationen aller Art, optischer wie taktiler. Dieses Gespür hat Vivien Fischer bewiesen, als sie sich beim Besuch eines Glasmuseums in Prag von kleinen Stoffpröbchen bewegen ließ, sich kreativ mit dem historischen Blaudruck zu beschäftigen. Ihre persönliche Leistung: Im Rahmen der Bachelorarbeit des englischsprachigen Studiengangs "Textile and Clothing Management" hat sie historische Blaudruckmuster zeitgenössisch interpretiert.
Dabei hat die Studentin an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach häufig auftretende Motive wie das Weinblatt, die Nelke und den Granatapfel umgestaltet. "Das alte, handwerkliche Verfahren des Blaudrucks, das in unterschiedlichsten Kulturkreisen von Indien bis Deutschland gepflegt wurde, hat mich fasziniert", sagt die 23-Jährige. "Ich wollte diese traditionellen Dessins ins Heute übertragen, so dass die Drucke auch industriell übersetzbar sind." Strikt beibehalten hat Vivien Fischer die drei wichtigen Erkennungsmerkmale des historischen Blaudrucks wie das originäre Indigo-Blau, Leinen als typischen Grundstoff sowie die populären Motive Weinblatt, Granatapfel und Nelke.
Adaption und Modifikation sind heute wesentliche Schlagworte im Modedesign, nicht nur, wenn es um die Wiederauflage von Bestsellern geht - das weiß auch Vivien Fischer, die nach ihrem Studium am liebsten im Designbereich bei einem internationalen Modeanbieter arbeiten möchte. Doch im kommenden Jahr wird sie erst einmal ihr zweites Studium zum "Textil-Design-Ingenieur" abschließen. Gewappnet mit betriebswirtschaftlichem Know-how möchte sie sich mit dem Preisgeld der Wilhelm-Lorch-Stiftung einen Mode-Masterstudiengang finanzieren im Ausland, "am liebsten in Melbourne, Australien."
Denn andere Kulturen inspirieren und öffnen den Blick - für modische Interpretationen und globale Trends, wie es der Blaudruck seinerzeit war.
-Isabel Mühlbauer-