Die Veränderung des Gleichen

Mit ihrer Arbeit „Mustercode“ beschreitet Janine Häberle neue Wege im Textildesign: Die Muster verändern sich fortlaufend und unendlich.
Unikat und Serie. Das ist ein Widerspruch in sich. Janine Häberle versucht ihn aufzulösen. Heraus kommen dabei Stoff-Ideen, wie man sie bislang nur selten gesehen hat. Dessins voller Poesie – mal geradlinig und streng, mal wolkig und weich, mal filigran und fast gegenständlich. Das Herausragende an ihrer Arbeit aber ist: Jedes Muster verändert sich. Bis ins Unendliche. Also solange, wie der Stoff läuft – vom ersten bis zum letzten Meter. Dafür hat Häberle sich tief eingearbeitet in die Programmiersprache „Processing“: „Das Besondere an dieser Gestaltungsart ist, dass man Veränderungen kontrolliert erzeugen kann. Auf diese Weise erzählen Dessins Geschichten – mit einem Anfang und einem Ende“, sagt sie. Im Gegensatz zu den bisher möglichen, mechanischen Beeinflussungen, die schwer zu kontrollieren sind. Stoffe dieser Art eignen sich hervorragend zur Darstellung von Themen: Auch wenn die einzelnen Teile/Produkte unterschiedlich, ja sogar individuell ausfallen, so bleiben sie stets erkennbar als Bestandteil eines Ganzen. Dabei stellt „Mustercode“ erst den Anfang dar. Janine Häberle versteht ihre Arbeit als Konzept- und Ideensammlung und arbeitet weiter auf diesem Gebiet. Zurzeit selbstständig: „Mich treibt das Ausloten von Grenzen voran und das Kennenlernen von digitalen Werkzeugen“, berichtet sie. Einerseits steht sie zurzeit in Kontakt mit einem Outdoor-Hersteller – vielleicht ergibt sich daraus eine erste kleine Kollektion. Zugleich arbeitet Häberle mit Illustratoren zusammen, so dass deren Muster-Entwicklungen in den Gestaltungsprozess einfließen können. „Ich möchte meine Bildsprache differenzieren und das Konzept der sich verändernden Dessins weiterentwickeln“, so die junge Schweizerin, die offenbar brennt für ihr Thema, aber keineswegs „verbissen“, wie sie sagt, an ihrer Selbstständigkeit festhalten will. Ihr Traum? „Ich möchte so weitermachen können. Und ich gehe überall hin, wo ich was lernen kann.“ AL