Blaumann mit femininem Touch
Tim Labenda beschäftigt sich in seiner Männermode-Kollektion "Grenzgänger" mit dem Thema Homosexualität
In Tim Labendas Arbeit "Grenzgänger" setzt sich der Nachwuchsdesigner mit dem heutigen Männerbild auseinander. Seine Menswear orientiert sich am Thema Homosexualität. Über seine Recherchen fand er heraus,
dass junge Männer in ihrer Sexualität immer experimentierfreudiger werden. Die Gefühle bei der ersten Begegnung mit dem gleichen Geschlecht beschreibt er so: "Im ersten Moment fühlt man sich gut und zugleich schlecht."
Diesen einen aber dennoch unvergesslichen Moment versucht er in seiner Männermode-Kollektion einzufangen. Am besten lassen sich die Gefühle mit den Aggregatszuständen beschreiben, meint Labenda:
"Man fühlt sich fest und sicher, im nächsten Moment wird man flüssig vor lauter Verwirrtheit und löst sich am Ende in Luft auf, um sich anschließend neu zu definieren."
Genau so lässt sich auch sein Design beschreiben. Der Strick fällt lose und ist kurz davor, sich metaphorisch aufzulösen. Die Schnittführung ist sehr leicht und locker. Fließende Elemente werden verbunden mit starrem Denim.
"Alles baut auf Kontrasten auf. Es geht darum, was dieser Mann will, der meine Kleidung trägt. Er möchte für Männer und Frauen attraktiv sein und gleichzeitig ist es ihm egal, was andere denken."
Der Stil wirkt natürlich, authentisch und selbstverständlich. Typisch männliche Artikel wie die Zimmermannshose oder der Blaumann werden durch leichte, feminine Aspekte gebrochen.
Dass der 27-Jährige eine Ausbildung zum Herrenschneider bei Hugo Boss gemacht hat, prägt seinen Stil. "Die Passform soll bei allen Teilen sehr gut sein." Sein Modedesign-Studium hat er an der Hochschule Pforzheim abgeschlossen.
Während seines Praxissemesters bei Ute Ploier Menswear in Wien wurde er in den gesamten Kollektionsprozess mit eingebunden. Vom Research über den Design-Prozess bis hin zur Umsetzung und Produktion.
Dabei war er mit verantwortlich für die Arbeit im Showroom und die Show in Paris. Um sich weiterzubilden und einen Rundumblick auf die Prozesse des Webens, Färbens und Druckens zu bekommen,
hat er zusätzlich ein Auslandsemester in Kanada absolviert. Derzeit arbeitet Tim Labenda als Pattern Designer bei Drykorn, nebenher entwirft er eigene Kollektionen. Mit dem Preisgeld der Wilhelm-Lorch-Stiftung
möchte er sich ein Masterstudium finanzieren. KK
Tim Labenda: "Es geht darum, was der Mann will, der meine Kleidung trägt."