Statusbericht Bangladesch

Karoline Tietze hat das umstrittene Sourcing-Land unter die Lupe genommen.
„Wer in der Modebranche arbeiten will, sollte eine Meinung haben zu Bangladesch.“ Diese deutlichen Worte ihrer Dozentin an der HTW Berlin haben Karoline Tietze aus Berlin dazu angeregt, sich näher mit einem der wichtigsten Beschaffungsländer der Textilindustrie zu beschäftigen. Aktuell steht Bangladesch auf Platz 2 hinter China in der Liste der größten Sourcing-Hotspots der Welt.
„Kein anderer Standort ist in der öffentlichen Wahrnehmung so stark umstritten“, sagt die 24-Jährige.
„Jedoch hat mich die einseitige Berichterstattung, auf die ich im Laufe meiner Recherche gestoßen bin, irritiert.“ Ein wesentlicher Teil ihrer Bachelor-Arbeit basiert auf Interviews, die sie mit Experten aus Unternehmen oder Beschaffungs-Agenturen geführt hat, die in Bangladesch tätig sind. Dass die Textilarbeitern ihre Jobs unter teils menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen verrichten, stehe außer Frage.
Dennoch verzeichnet das Land nicht zuletzt durch die hohe Nachfrage der Bekleidungsindustrie starkes wirtschaftliches Wachstum. „Hinzu kommt, dass Frauen neue beruflich Perspektiven erhalten – fernab von Arbeiten im Straßenbau oder gar in der Prostitution.“ Das größte Problem bei der Kontrolle der Textil-Wertschöpfungskette seitens der Industrie sieht Karoline Tietze im Subcontracting. „Vollständige Transparenz ist kaum möglich. Ein möglicher Lösungsansatz wäre, dass Unternehmen dauerhaft vor Ort vertreten sind.“
Derzeit arbeitet Karoline Tietze als Junior Product Developer bei der Zalando-Tochter zLabels und ist verantwortlich für die Produktentwickung des Labels Kiomi. Auch regelmäßige Lieferantenbesuche in Europa und Asien gehören zu ihren Aufgaben. „Ich bin durch meine Bachelorarbeit sensibler geworden für die Beschaffungsthematik und plane ein Masterstudium mit entsprechendem Schwerpunkt.“
rs