Feinsinn für kleine Größen
Sema Gediks Ziel ist, eine internationale Maßtabelle für kleinwüchsige Menschen zu erstellen.
Als sie ihre kleinwüchsige Cousine sieht, die strahlend und herausgeputzt für einen festlichen Anlass vor ihr steht – da ist Sema Gedik das Thema ihrer Abschlusskollektion klar: Sie will Mode machen für kleinwüchsige Menschen. „Ich habe in dieser Nacht nicht geschlafen, habe stundenlang recherchiert“, erinnert sich die 25-Jährige. Das Problem: „Für die Vielzahl an kleinwüchsigen Menschen existieren keine gängigen Konfektionsgrößen. Gut sitzende, modische Kleidung kommt vom Maßschneider und ist eine teure Angelegenheit“, hat Gedik herausgefunden.
Ihr Ziel: eine internationale Maßtabelle. Gedik stellte ihre Idee auf den Stammtischen des Bundesverbands Kleinwüchsiger Menschen (BKMF) und ihrer Familien vor – und rennt damit offene Türen rein. Aber: „Als es schließlich an die Umsetzung ging, stellte ich fest, dass es gar keine passenden Schneiderpuppen gibt.“ So fertigte sie eine Puppe aus Ton und Gips für ihre Männermode. „An einer Damen-Puppe arbeite ich gerade.“ Ebenso an Sakko- und Blazer-Schnitten. „Dann habe ich alle notwendigen Grundschnitte beisammen“, so Gedik. „Mich lässt mein Thema nicht mehr los, ich arbeite kontinuierlich daran“, sagt sie.
Im vergangenen Frühjahr wurde sie eingeladen zum viertägigen Kleinwuchs Forum des BKMF, beginnt dort ihre Reihenmessung mit rund 200 kleinwüchsigen Menschen.
Im April dieses Jahres begann Sema Gedik ihr Masterstudium in Modedesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. In ihrer Abschlussarbeit will sie ihre internationale Konfektionsgrößentabelle für kleinwüchsige Menschen fertig stellen. 500 Personen sollen dazu insgesamt vermessen werden.
Ihr Traum wäre es, künftig gemeinsam mit einem Team aus kleinwüchsigen Schneidern und Designern zusammenzuarbeiten.
Sema Gedik: „Ich habe alleine so große Fortschritte erzielt – mit einem Team oder gar einem Unternehmen im Rücken, wäre noch viel mehr möglich.“
rs