Lust auf Handwerk

Gesine Försterling entwirft Looks, die dokumentieren, wie sich junge Mädchen während der Pubertät fühlen.
„Coming of Age“ lautet der Titel der Bachelorarbeit von Gesine Försterling. Die irritierende Zeit der Adoleszenz, die Unsicherheit junger Mädchen in einem sich verändernden Körper, ist dabei ihr Ausgangspunkt. Für die gebürtige Leipzigerin ein naheliegendes Thema. Schließlich hat sie als Älteste von vier Schwestern die Pubertät nicht nur am eigenen Leib, sondern auch hautnah bei ihren Schwestern miterlebt. „Das ist einfach eine sehr spannende Zeit. Und man vergisst manchmal, dass man als Jugendlicher selbst merkwürdige Dinge gemacht hat, bei denen Erwachsene die Augen gerollt haben“, sagt Försterling. Ihre Kollektion, die aus diesem Ansatz entstanden ist, spielt mit der Balance, dem Wechsel aus Verhüllen und Enthüllen, aus typisch erwachsenen und typisch jugendlichen Bekleidungsteilen. Übergroße Mäntel treffen so auf transparente Hemdchen. Grobe große Strickpullis auf knappe Shorts. Weiß als Farbe der Unschuld zieht sich dabei konsequent durch den minimalistischen, zurückhaltenden Look.
Strick in aufwendigen Strukturen und bedruckten Neuinterpretationen ist ohnehin ein zentrales Thema für Försterling. Nicht nur für diese Kollektion. Denn die Berliner Studentin interessiert sich sehr für traditionelle Handwerkstechniken wie Stricken, Sticken und Weben. Während eines halbjährigen Praktikums in einer Stickerei in Indien konnte sie diese Kenntnisse vertiefen: „Diese traditionellen Arbeitsweisen faszinieren mich. Denn sie geben einem die Möglichkeit, ein Kleidungsstück in seiner Entstehung auch haptisch zu erleben. Leider verschwinden diese Techniken zusehends. Und ich finde, man muss sie unbedingt bewahren.“
Das könnte ein Projekt für ihre Zukunft sein, die sie sich in einem traditionellen Pariser Designhaus genauso wie in der Zusammenarbeit mit einer nachhaltig arbeitenden Organisation in Asien vorstellen könnte. Derzeit arbeitet die 29-Jährige aber erst mal noch an ihrem Masterstudium – das Preisgeld ist hierfür eine große Unterstützung. Falls dann noch etwas übrig bleibt, könnte sie sich eine weitere Bildungsreise nach Asien vorstellen – auf der Suche nach traditionellem Handwerk.
EM