Eine Jacke, die Leben rettet
Susanne Aumann hat ein hochfestes Material untersucht, das vor Messerattacken schützen kann.
Susanne Aumann ließen die Schlagzeilen keine Ruhe. „Wieder Angriff auf Busfahrer“, „Taxifahrer erleidet Stichverletzungen“ – immer wieder las sie solche Meldungen in der Zeitung. „Je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto mehr habe ich gemerkt, dass es notwendig ist, etwas zu tun“, sagt die 32-Jährige. In ihrer Masterarbeit an der Hochschule Niederrhein hat sich die Diplom-Ingenieurin für Textil- und Bekleidungstechnik mit der „Stichfestigkeit von Gestricken“ beschäftigt. Was theoretisch klingt, hat einen wichtigen Zweck: Im besten Fall soll das Material künftig Menschenleben retten. Bus- und Taxifahrer, Mitarbeiter von Jobcentern oder anderen öffentlichen Einrichtungen werden regelmäßig Opfer von Messerstichattacken. Obwohl sie einem Risiko ausgesetzt sind, können sie nicht den ganzen Tag in ballistischen Schutzwesten herumlaufen, das wäre zu schwer. In einem Projekt hat die Hochschule Niederrhein bereits vor vier Jahren eine Strickjacke entwickelt, die wie ein gewöhnliches Kleidungsstück aussieht, aber Schutz vor solchen Angriffen bieten soll.
In ihrer Masterarbeit hat Aumann untersucht, wie sich das Material der Jacke unter verschiedenen Einflüssen verändert – und ob es trotzdem noch schützt. Aumann testete das Kleidungsstück auf Wärme, sauren und alkalischen Schweiß, im gewaschenen Zustand und nach 30 Wäschen. Das Material, ein Polyethylen mit sehr hohem Molekulargewicht, hat eine geringere Dichte als Wasser. Den besten Schutz bietet es, wenn es sich mit Schweiß vollgesogen hat, bei Wärme lässt die Stichfestigkeit etwas nach, wie Aumann herausfand. Häufiges Waschen hingegen verbessert den Schutz, weil die Wolle verfilzt.
Durch Aumanns Ergebnisse konnte das Material inzwischen weiter verbessert werden. Möglich ist, dass die Jacke bereits 2017 auf den Markt kommt. „Wenn so eine Jacke Leben retten könnte, das fände ich toll“, sagt Aumann. Ihr nächstes Ziel ist die Promotion, es soll um Kleidung gehen, die Körperdaten erfasst. Allerdings braucht sie dafür Know-how in Elektrotechnik, aber die Lehrgänge sind teuer. Das Preisgeld wird sie deshalb in diese Weiterbildung investieren.
IN