Sammler-Style
Kuriositätenkabinett als Key-Word für Männermode, die mit Silhouetten und Erwartungen spielt.
Am Anfang steht die Anhäufung. Timo Schuster hat für seine Bachelor-Abschlussarbeit an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim (Titel: Panoptika) das Prinzip des Sammelns als Ausgangspunkt für eine Männermode-Kollektion gewählt. Allerdings steht dabei nicht das Zusammentragen als abstrakte Idee Pate, sondern die konkrete Vielfalt von Kuriositätenkabinetten, in denen so manche Leidenschaft für das Anhäufen enden kann.
Entsprechend facettenreich und heterogen sind die fertigen Looks und Modelle. Wobei fertig eigentlich das falsche Wort ist. „Der Sammler sammelt immer weiter“, kommentiert Schuster seine Arbeit. Und so hat auch er als Designer die Modelle seiner Arbeit stets im Unfertigen gelassen beziehungsweise Wareneinsatz so gewählt, etwa über ausfransende Qualitäten, dass rasch neue Formen entstehen können. So sollen, ähnlich eben wie beim Besuch eines Kuriositätenkabinetts, auch beim Betrachter der Kleidung Momente des Sichwunderns entstehen können.
Zur Verstärkung dieses Effektes wurden zudem die Grenzen zwischen Produktgruppen aufgehoben. Jackets wirken von der Silhouette her zunächst wie klassische Sakkos, gehen an Saum und Kragen jedoch ins Hemdenförmige über. Zipper kommen auf Shirts zum Einsatz und rücken sie so wiederum in die Outerwear-Ecke. Dass die Shirts dann wiederum keine Ärmel haben, ist erneut dem Konzept des unfertigen Charakters geschuldet.
Schusters Arbeit ist konzeptionell zwar als Männermode-Kollektion angelegt, altbekannte Elemente und Klassiker wie Trench-Typen und Hemdenstoffe werden jedoch derart neu interpretiert, dass sie teilweise auch als Unisex-Styles durchgehen dürften, bei denen lediglich die Größe den Ausschlag gibt, welcher Träger jeweils angesprochen wird. So können beispielsweise Tops zu Kleidern werden, Bermudas zu Culottes.
Bloß nicht zu eindeutig werden, scheint der Subtext dieser Outfits zu sein. Klar, ganz wie im Kuriositätenkabinett. Mit dem Preisgeld will Timo Schuster hier anknüpfen, weiter in seine Ausbildung investieren – und einen Master-Studiengang in London belegen. In der Stadt, in der er das verwunschene Kabinett entdeckte, das Basis seiner ausgezeichneten Arbeit wurde.
TD