Wenn Frauen sich wie Mädchen kleiden

Julia Maderitsch beschäftigt sich in ihrer Bachelorarbeit mit dem japanischen Niedlichkeits-Phänomen „Kawaii“
Erwachsene Frauen, die sich kleiden und stylen wie kleine Mädchen. Für Europäer ist das eine eher irritierende Vorstellung. Doch in Japan ist dieses Phänomen mit Namen „Kawaii“ (Niedlichkeit) weit verbreitet. „Ich denke, es geht vor allem um eine Flucht aus der Realität, die oft von einem harten Wettbewerb im Arbeitsleben geprägt ist“, sagt Julia Maderitsch. „Touhi“, auf Deutsch Flucht, heißt denn auch die Kollektion, die sie für ihre Bachelorarbeit an der Hochschule Pforzheim entworfen hat. Maderitsch sei es gelungen, in ihren Entwürfen verschiedene Strömungen in der japanischen Gesellschaft zusammenzuführen und so etwas Neues zu kreieren, lobt die Jury der Wilhelm-Lorch-Stiftung.
Mode und Zeichnen waren schon während der Schulzeit von besonderem Interesse für die heute 26-Jährige. Nach dem Abitur an einem Gymnasium in Biberach ging die gebürtige Memmingerin erst einmal zum Talentstudio in Stuttgart, um ihre Mappe zu erstellen. Nach einem Vorpraktikum bei einer Stuttgarter Schneiderei begann sie dann ihr Studium in Pforzheim. Ein Praxis-Semester absolvierte sie bei der Designerin Ute Ploier in Wien. Während eines Auslandssemesters im japanischen Nagoya lernte sie dann nicht nur Land und Leute kennen und lieben, sondern fand auch das Thema für ihre Bachelorarbeit. In ihrer Freizeit begeistert sich Julia Maderitsch für das Klettern und Bouldern. Auch beruflich soll es weiter nach oben gehen.
Derzeit absolviert sie ein Praktikum bei Hugo Boss. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht genau fest. Auf jeden Fall will Maderitsch sich weiter qualifizieren. Entweder mit einem Masterstudium oder über ein Auslandspraktikum. Ihr Thema hat sie jedenfalls schon gefunden – mit Drucken zu arbeiten fasziniert sie. „Ich fühle mich im Print-Bereich zu Hause. Dort sehe ich meine berufliche Zukunft.“
MO