Eine neue Chance für europäische Wolle

Yolanda Leask hat eine innovative Kollektion von Vliesstoffen erarbeitet
Das eine oder andere Schaf dürfte Yolanda Leask in ihrer Kindheit und Jugend über den Weg gelaufen sein. Denn ihr erstes Lebensjahrzehnt hat sie in Schottland verbracht, in der Nähe von Edinburgh. Die zweite Dekade dann im englischen Colchester. Die britischen Wurzeln haben bei der Wahl des Themas ihrer Bachelorarbeit sicher eine Rolle gespielt. Denn die 25-Jährige hat sich für ihre Abschlussarbeit im Studiengang Textil- und Flächen-Design an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee intensiv mit dem Thema Wolle beschäftigt.
„Es wird noch viel Wolle in Europa produziert, aber die Vermarktung wird immer schwieriger“, erklärt Leask. „Heute wollen alle Merino.“ Tatsächlich kann die meist sehr schwere Wolle, die von europäischen Schafen kommt, kaum noch für Bekleidung genutzt werden. „Selbst Tweed wird heute meist aus Importwolle produziert.“ Doch was wäre, wenn man die europäische Wolle nicht verstrickt oder webt, sondern Vliesstoffe daraus produziert? Mit dieser Frage hat sich Leask in ihrer Arbeit beschäftigt – und entsprechende Vliesstoffe hergestellt, die für Mäntel oder Jacken, aber auch für Decken oder Taschen genutzt werden könnten. „Ein sehr spannender experimenteller Ansatz“, lobt die Jury. Unter dem Namen „Cloudwool“ hat die Preisträgerin sich ihre Idee patentieren lassen. Zusammen mit einem Freund untersucht sie derzeit, ob und wie sich das Produkt vermarkten lässt. „Einige viel versprechende Gespräche haben wir schon geführt.“
Auch auf wissenschaftlichem Gebiet bleibt sie dem Thema treu. In ihrer Masterarbeit, die sie derzeit ebenfalls in Weißensee schreibt, will sie unter anderem untersuchen, ob es möglich ist, die Wollfasern zu färben, bevor die Vliesstoffe produziert werden.
MO