Die neue Dimension des Strickens
Ellen Judith Müller
Ein Bachelor im Fach Modedesign. Ein Master im Studiengang Textil- und Bekleidungsmanagement. Und nun der Preis der Wilhelm-Lorch-Stiftung – in der Kategorie Technik. Ellen Judith Müller kann wohl mit Fug und Recht als ausgesprochen vielseitig bezeichnet werden.
Aufgewachsen ist sie in einer oberfränkischen Kleinstadt, in der Nähe von Hof. „Das ländliche Leben hat mich geprägt“, sagt die 28-Jährige. Sie sei behütet aufgewachsen, habe aber auch schon in jungen Jahren neben der Schule viel gearbeitet, unter anderem in einer Druckerei, die ihrer Familie gehört. Nach dem Abitur an einem musisch-humanistischen Gymnasium in Hof, mit dem Schwerpunkt-Fach Kunst, studierte sie Modedesign an der Fakultät für angewandte Kunst Schneeberg der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Sie sammelte reichlich Auslands-Erfahrung bei Praktika in den Niederlanden und in Portugal sowie während eines Studien-Aufenthalts im polnischen Lodz. In ihrer Bachelorarbeit entwickelte sie eine Kollektion, bei der alle Teile in Form gestrickt wurden. Zwei Hosen wurden zudem komplett nahtlos produziert. „Nahtlos zu stricken ist sowohl ökonomisch als auch nachhaltig. Aber weil es in der Produktentwicklung sehr komplex ist, scheuen sich viele Hersteller noch davor“, sagt Müller.
Das Thema Strick ließ sie nicht mehr los. Für ihre Masterarbeit, die sie im Studiengang Textil- und Bekleidungsmanagement in Albstadt schrieb, ging sie als Werkstudentin zur Firma Stoll in Reutlingen. Dort erarbeitete sie neue Lösungen für die Integration von 3D-Bekleidungssoftware in die Strickgestaltung und -entwicklung. Mit den Ergebnissen hat sie nicht nur die Jury der Wilhelm-Lorch- Stiftung, sondern auch die Verantwortlichen bei Stoll überzeugt. Der Strickmaschinen-Spezialist engagierte sie direkt nach dem Studium. „Es freut mich, dass ich hier die Ideen aus meiner Masterarbeit weiter umsetzen kann“, sagt Müller. Weil sie auch privat ihre Fertigkeiten ausbauen will, möchte sie das Preisgeld für die Anschaffung spezieller Hard- und 3D-Software nutzen.