Das Handwerk und die Power der Frauen
Tatjana Haupt hat ihren Master an der IFM in Paris absolviert
Ein feministisches Statement setzen. Das war die Intention von Tatjana Haupt für ihre Kollektion „The power of my hands“, mit der sie an dem Pariser Mode-Institut IFM den Master-Abschluss gemacht hat.
Die Kraft der Hände steht dabei einerseits für das Handwerkliche in der Mode: Stricken, Sticken, Häkeln. Aber gemeint ist auch die Kraft der Frauen, sich zu emanzipieren, sich ihre Rechte und neue Betätigungsfelder zu erkämpfen. Inspiriert wurde sie dazu von ihrer Mutter und ihrer Großmutter. Die Oma konnte hervorragend stricken und häkeln, blieb aber – wie so viele Frauen ihrer Zeit – ein Leben lang Hausfrau. Tatjana Haupts Mutter ging einen anderen Weg: In jungen Jahren noch als Punkerin unterwegs, wagte sie sich später an den von Männern dominierten Studiengang Informatik und leitet heute den Bereich Computer Science an der Uni Basel.
Zu der Schweizer Stadt an der Grenze zu Deutschland hat auch Tatjana Haupt eine enge Beziehung. Im nahegelegenen Weil am Rhein aufgewachsen, „habe ich mich immer schon ein wenig als Schweizerin gefühlt“, sagt die 27-Jährige. Nach dem Abitur absolvierte sie zunächst einen Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Basel. Dort lag der Schwerpunkt auf Grafik und Typografie, doch Haupt war schnell klar: Textilien und Kleidung interessieren mich mehr. Für das Bachelor-Studium blieb sie in Basel und studierte Mode-Design an der Fachhochschule FHNW. Sie legte ein Auslandssemester an der Royal Academy of Arts in Den Haag ein und machte ihren Abschluss 2020.
Für das Master-Studium ging sie dann an die IFM in Paris mit Schwerpunkt auf die Themen Strick und Print. Ihre Abschlusskollektion überzeugte die Jury der Wilhelm-Lorch-Stiftung: „Tatjana Haupt zeigt, wie wichtig und anregend das Spielerische für die Mode ist.“
Seit September vergangenen Jahres arbeitet sie bei Kenzo. Als Praktikantin in der Strickabteilung. Zudem ist sie als Freelancerin aktiv. Das Preisgeld möchte sie unter anderem für Kurse am Knitwear Lab in Amsterdam nutzen. „Strick ist nun mal meine große Leidenschaft.“